BAGFW Wohlfahrtsmarken 2010 Rede Themenmarken Loriot

 

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,

Sehr geehrter Herr Minister,

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

auch in diesem Jahr gibt es wieder neue Wohlfahrtsmarken. Und der Macher und Künstler unserer Marken würde dazu ganz einfach sagen „Ach was?“.

Victor von Bülow ist Loriot. Und der Künstlername Loriot ist die französische Bezeichnung des Pirols, des Wappentieres der Familie von Bülow. Aber was genau steckt dahinter? Erlauben Sie mir ein wenig Vogelkunde also.

Der Pirol (Oriolus oriolus) ist ein Singvogel aus der Familie der Pirole (Oriolidae). Es gibt zwei im Gefieder deutlich differenzierte Unterarten. Oriolus oriolus oriolus ist die in Norden und Westen Eurasiens verbreitete Nominatform. In Mitteleuropa ist diese Unterart ein nirgends sehr häufiger Brut- und Sommervogel.

Der Pirol ist ein schlanker Vogel, der eine Körperlänge von bis zu vierundzwanzig Zentimeter erreicht. Männchen wiegen im Durchschnitt 41 Gramm, die Weibchen dagegen 71,8 Gramm. Beide Geschlechter zeigen einen rosa bis rostfarbenen Schnabel. Vom Schnabelgrund bis zum Auge reicht beim Männchen (und beim Weibchen im Fortschrittskleid) ein schwarzes Zügelband, bei jungen Weibchen ist dieses grau und weniger deutlich erkennbar. Beine und Krallen sind grau gefärbt.

Pirole zeigen im Federkleid einen auffälligen Sexualdimorphismus. Das Männchen hat einen grell gelben Rumpf und schwarze Flügeldecken mit einem gelben Fleck am Flügel, die Schwanzfedern, der Stoß, sind schwarz mit zwei gelben Streifen. Junge Weibchen sind mattgrün gefärbt mit etwas hellerer, gesprenkelter Brust und Bauch und einem gelblichen Unterbauch. Diese Färbung verbessert die Tarnung beim Brüten auf dem Nest. Ältere Weibchen weisen zum Teil deutlich mehr Gelb im Gefieder auf. Ihr Gelbanteil ist mitunter größer als das von dreijährigen Männchen, so dass die Geschlechtsbestimmung anhand der Gefiederfärbung nur eingeschränkt möglich ist.

Das Männchen verfügt über einen leiseren Zwitscher-Gesang. Der klangvoll flötende Gesang wird sprachlich hilfsweise mit der Umschreibung „dü-delüü-lio“ oder aber „büloo-büloo“ wiedergegeben und ist in seiner Variabilität als Erkennungsmerkmal zwischen einzelnen Männchen nutzbar. Den Gesang beherrschen die Altvögel beiderlei Geschlechts, wenngleich die Weibchen nicht in der Perfektion wie die männlichen Partner.

Der Lockruf lässt sich mit „rääij-rääij“ oder als „wiäächt-wiäächt“ angeben. Die Vögel krächzen bei Aufregung, was mit einem „chrrrääh“ umschrieben wird. Der aggressive Warnruf klingt spechtartig wie „djick-jick“.

In Mitteleuropa ist der Pirol ein Brutvogel des Tieflands. Er fehlt gewöhnlich in den Mittelgebirgen sowie weitgehend in den Alpen. Er kommt typischerweise selten in Höhenlagen über 600 Metern vor. Der höchste Brutnachweis für die Schweiz liegt bei 1.160 Höhenmetern und in Baden-Württemberg wurden Nester in Höhenlagen von 730 Metern gefunden.

Pirole sind Breitfrontzieher, sie überqueren die Alpen und die Sahara ohne Umgehungsstrecken. Der Wegzug aus den Brutgebieten beginnt schon Ende Juli und erreicht Ende August seinen Höhepunkt; Nachzügler sind in Mitteleuropa bis in den Oktober zu beobachten.

Der Pirol besiedelt lichte Wälder mit Altholzbeständen aller Art, insbesondere die Randzonen laubholzreicher Au- und Bruchwälder, aber auch lichte Kiefernwälder, Streuobstwiesen, und Parkanlagen.

Pirole ernähren sich sowohl vegetarisch als auch tierisch. An Insekten werden besonders Raupen und Schmetterlinge gefangen. Die pflanzliche Kost besteht vor allem aus zuckerhaltigem, süßem Obst wie Kirschen und verschiedenen Beeren. Das Nest wird im Kronenbereich hoher Bäume wiegenförmig in einer möglichst horizontalen Astgabel aufgehängt. Die Eier sind hellrosa bis weißlich mit kleinen schwarzen Sprenkeln.

Obwohl die Pirolbestände von Jahr zu Jahr sehr starken Schwankungen ausgesetzt sein können, gelten die Bestände europaweit als stabil. Gefährdungsursachen bestehen vor allem durch Zugverluste (Unfälle, Abschuss) sowie durch Habitatzerstörung sowohl in den Überwinterungs- als auch in den Brutgebieten.

Der Pirol ist gemäß Paragraph 10 Absatz 2 Nummer 5 und 11 Bundesnaturschutzgesetz eine in Deutschland streng geschützte Art. Er war 1990 Vogel des Jahres. Nach Brehms Thierleben von 1882] wurde der Pirol volkstümlich neben “Vogel Bülow” und “Goldamsel” unter anderem auch “Pfingstvogel” genannt. Dieser Name verdankte sich der Gewohnheit des Pirol, zumeist erst im Mai bei uns einzutreffen.

Der Pirol war übrigens das Maskottchen der Mineralölmarke Minol. Zudem ist er Wappentier der Fliegergruppe der Bundespolizei. In Verbindung mit einer pilotenbezogenen Kennnummer ist „Pirol“ auch der Funkrufname des Flugdienstes der Bundespolizei nach dem Luftfahrthandbuch.

Was also können wir über Loriot, unserem Pirol des Humors, noch sagen. Danke an den Menschen Victor von Bülow zum Beispiel, der uns mit seiner Kunst einfach Spass bereitet. Zeitlos und unverwechselbar. Und danke für die Bereitschaft, uns mit seinem Können bei unseren diesjährigen Motiven der Wohlfahrtsmarken 2010 zu unterstützen.

Seit über 60zig Jahren ist die Wohlfahrtsmarke eine erfolgreiche Idee, die nichts von ihrer Faszination verloren hat und die sich jedes Jahr mit neuen Ideen und Designs neu erfindet. Zur Wohlfahrtsmarke gehört in allererster Linie viel persönliches Engagement von Menschen und nicht zuletzt auch viel finanzielle Mittel, um die vielfältigen Aufgaben erfüllen zu können. Das reicht von der Jugendhilfe, Kindergärten, Heilpädagogischen Heimen, der Kranken- und Altenpflege, Mahlzeitendiensten, Altenheimen und Altentagesstätten, über Krankenhäuser, ambulante Hilfen, dem Müttergenesungswerk bis hin zu Selbsthilfegruppen von Arbeitslosen, Alkoholikern oder anderen sozialen Gruppen. Ein weites Feld also, das nicht immer spektakulär daherkommt. Es ist oftmals die kleine, stille, direkte, persönliche Hilfe, die vom Engagement des Einzelnen lebt. Über 1,1 Millionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wohlfahrtsverbände in mehr als 93.000 sozialen Einrichtungen und Diensten mit rund 3,2 Millionen Betreuungsplätzen, dazu mehr als 3 Millionen ehrenamtliche Helfer, stellen sich Tag für Tag neuen Herausforderungen. Herausforderungen, die den Staat neben seinen anderen Aufgaben einfach überfordern würden. Man muß dies einfach immer wieder sagen.

In diesem Zusammenhang freuen wir uns natürlich erneut über das intensive Engagement der Deutschen Post AG, die uns erfolgreich bei Vertrieb und Werbung der Wohlfahrtsmarken unterstützt. Dank auch die vielen ehrenamtlichen Helfer, die Wohlfahrtsmarken über die Verbände verkaufen. Dank ebenso an die Designer und Grafiker, die Wohlfahrtsmarken entwickeln und immer neue attraktive Sammelmotive finden. Und danke nochmals an Victor von Bülow.

Vielen Dank für Ihr Interesse.

 

(Es gilt das gesprochene Wort!)