Apothekervereine Referat

Apotheker und Arzneimittel

Trotz vieler Appelle an die Bürger, gesundheitsbewußter zu leben und mehr für die Gesundheit zu tun, steigen die Kosten des Gesundheitswesens immer noch ständig an. Man kann daraus schließen, daß viele Bürger diese Appelle entweder gar nicht oder nur teilweise beachten, sondern vielmehr verstärkt von den medizinischen Möglichkeiten Gebrauch machen, die es ermöglichen, die Konsequenzen gesundheitlichen Fehlverhaltens zu “reparieren”. Anders gesagt, der Konsum von Arzneimitteln steigt ständig an. Gerade in dieser Tatsache liegen viele Gefahren, denn Arzneimittel können nicht nur helfen, sondern auch schaden. Viele Patienten sind sich z.B. überhaupt nicht bewußt, daß es kein Arzneimittel gibt, das nur auf jene Funktion des Körpers einwirkt, die tatsächlich getroffen werden soll. Für jeden ist es daher wichtig, soviel wie möglich über Arzneimittel zu wissen und zu erfahren. Wir Apotheker versuchen tagtäglich , dieser Informationsaufgabe gerecht zu werden.

In der Bundesrepublik gibt es mehrere und gültige amtliche Arzneibücher, in denen Vorschriften über Zusammensetzung, Reinheit und Prüfung der Identität von Arzneimitteln zusammengefaßt sind. Jeder Apotheker hat die Pflicht, sich an diese Vorschriften zu halten und jede chemische Substanz oder Droge, die in die Apotheke kommt, auf Reinheit und Identität zu prüfen, sofern die Überprüfung auf Reinheit nicht von dem Zentrallabor der Apotheker in Frankfurt-Eschborn vorgenommen wurde.

Auch wenn Fertigarzneimittel heute in der Pharmazie den weitaus größten Bereich einnehmen, spielen doch die vom Apotheker hergestellten Arzneimittel eine nicht unbedeutende Rolle. So z.B. bei individueller Dosierung oder Zusammensetzung von Salben, Zäpfchen, Lösungen und Augentropfen. Grundsätzlich liegt es an jedem Apotheker selbst, ob er Tinkturen, bestimmte Salbengrundlagen und auch gewisse Spezialitäten selbst herstellt oder sich diese Aufgabe durch die Pharma-Industrie abnehmen läßt.

So ist der Apotheker zwar in der Lage, gewisse Arzneimittel selbst herzustellen, könnte jedoch nie den Aufwand betreiben, den heutzutage Arzneimittelforschung und -entwicklung erfordern. Man muß sich einmal vorstellen, daß die Entwicklung eines neuen Arzneimittels rund 8 bis 10 Jahre dauert. Die Arbeit der Wissenschaftler vieler Fachrichtungen in den Laboratorien der pharmazeutischen Industrie ist äußerst kostspielig und erfordert jährlich Millionen-Beträge. Kaum ein anderer Industriezweig wendet soviel für Forschung und Entwicklung auf wie die Pharma—Industrie. Man kann sagen, daß Pharma-Forschung vergleichbar kompliziert und aufwendig ist, wie die Weltraumforschung. Doch wir wissen, daß sich die Arbeit der Chemiker, Biochemiker, Pharmakologen, Toxikologen, Bakteriologen, Physiologen, der Ärzte und Pharmazeuten lohnt. Neben der modernen technischen Entwicklung, besseren Hygiene und dem Fortschritt der Medizin haben besonders neu entdeckte Arzneimittel bewirkt, daß die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland seit Beginn dieses Jahrhunderts um 25 Jahre gestiegen ist. Lag die durchschnittliche Lebenserwartung eines Neugeborenen um die Jahrhundertwende noch bei 46 Jahren, so kann es heute  statistisch gesehen 71 Jahre alt werden. Arzneimittelforschung, die erfolgreich fast ausschließlich von Ländern mit einer privatwirtschaftlichen Pharma-Industrie betrieben wird, muß daher im Interesse aller liegen.

Es gibt auf unserer Welt tausende von Krankheiten. Nur 1/3 davon kann bisher medizinisch ausreichend, d.h. mit Aussicht auf Heilung, behandelt werden. 2/3 sind also noch von der Medizin und der Arzneimittel-Industrie zu erforschen.

Verfolgen wir einmal den Weg eines Arzneimittels von der Idee und Synthese bis hin zur Anwendung. Wir alle fordern wirksame und sichere Arzneimittel von der pharmazeutischen Industrie. Wirksamkeit und Sicherheit sind aber unteilbar. Beides muß der Arzneimittel hersteller garantieren. Er trägt die Verantwortung. Vielfältige und zahlreiche Prüfungen und Tests kennzeichnen deshalb den Werdegang eines Medikamentes in allen seinen Entwicklungsstufen.

Mit dem Aufbau der pharmazeutischen Industrie, etwa um die Jahrhundertwende, wurde die Chemie mehr und mehr in die Entwicklung und die Herstellung von Arzneimitteln eingeschaltet. Dem Chemiker fällt also in der Arzneimittel-Forschung eine bedeutende Aufgabe zu. Bevor er jedoch im Labor Substanzen untersucht, die eventuell als neue Arzneimittel angewendet werden können, muß – wie bei allen Erfindungen –  die Idee dasein. Eine solche Idee kann nur aus der Teamarbeit der in den Instituten und Laboratorien arbeitenden Wissenschaftler entstehen. Zugleich muß man aber auch auf den großen Schatz an Erfahrungen und Wissen aus der Natur zurückgreifen. Erst dann wird eine Konzeption erarbeitet und im chemischen Labor verwirklicht.

Die Substanzen, die der Chemiker dort herstellt, werden durch Isolierung und Reindarstellung aus biologischen Rohstoffen, durch die Synthese von natürlich vorkommenden Wirkstoffen, durch synthetische Veränderungen natürlicher Wirkstoffe und durch die von natürlichen Vorbildern unabhängige Synthese gefunden oder gewonnen. Daneben versucht der Chemiker die chemische Struktur einer bereits in der Arznei-Therapie bewährten Substanz oder Sub— stanzgruppe zu verändern. Entweder soll eine stärkere, möglicherweise sogar eine ganz andere Wirkung oder aber auch “nur” ein besser verträglicher Wirkstoff entwickelt werden. Diese Suche nach einer neuen Wirksubstanz ist ungeheuer arbeitsintensiv. Man rechnet, daß ca. 8.000 10.000 Substanzen synthetisiert werden müssen, um darunter nur ein einziges neues wirksames Medikament zu finden.

Im Rahmen dieser experimentellen Entwicklung werden die Wirkstoffe, die in der Forschung gewonnen wurden und einen medikamentösen Wert zu besitzen scheinen, systematisch geprüft. Sie durchlaufen strenge Prüfungen.

Zunächst gilt es, den Einfluß einer Substanz auf biologische Vorgänge im Körper eines Tieres zu untersuchen. Es muß festgestellt werden, ob der neue Stoff die Funktionen des tierischen Organismus beeinflußt und ob die neue Substanz überhaupt eine Wirkung hat. Über 90 % der neu hergestellten oder gewonnenen Substanzen scheiden hier aus. Ist jedoch eine spezifische Eigenschaft einer Substanz erkannt worden, folgen weitere, tiefer gehende Untersuchungen am Tier. Das Wirkungsbild des neuen Stoffes wird ermittelt: Wirkungsqualität und -quantität, der Eintritt der Wirkung, wie lange sie anhält. Weiter muß unter anderem der Einfluß der Substanz auf Kreislauf, Stoffwechsel und auf die Organe des Versuchstieres geprüft werden. Wirkt und verhält sich die Substanz tatsächlich so, wie es aufgrund der bisherigen Versuche zu erwarten ist? Das ist dabei die entscheidende Frage. Ich möchte Ihnen dafür ein Beispiel geben. Um z.B. die Gefahr auszuschließen, daß ein in der Entwicklung befindliches Arzneimittel beim Menschen Abhängigkeit hervorruft, wird das Suchtpotential auf der Primaten-Station an Affen untersucht.

Weitere Untersuchungen auf Verträglichkeit finden im Institut für Toxikologie statt. Die Toxikologie hat die Aufgabe, neue Substan zen, die als Arzneimittel verwendet werden sollen, eingehend auf Schädigungsmöglichkeiten zu untersuchen. Diese Untersuchungen sind besonders wichtig vor der Erstanwendung am Menschen. So werden z.B. auch alle Arzneimittel eingehend auf eventuelle Schädigungen beim sich entwickelnden Embryo im Mutterleib untersucht.

Aber Biochemiker, Pathologen, Histologen, Physiologen, Zytologen und Wissenschaftler anderer Fachrichtungen haben noch viele weitere wichtige Fragen im Tierversuch zu klären: Wie der Wirkstoff bei wiederholter oder gar lang andauernder Einnahme vertragen wird, welches Schicksal der neue Wirkstoff im Organismus hat, ob er schnell und vollständig aufgenommen wird, wie lange und wo er im Organismus verweilt, durch welche Organe und wie schnell er ausgeschieden wird, ob Abbauprodukte entstehen und welche Bedeutung diese für dic Vcträglichkeit haben, ob die Substanz krebserzeugende oder Mißbildungen verursachende Eigenschaften hat. Keine dieser Fragen darf unbeantwortet bleiben. Schon der geringste Verdacht, der geringste Zweifel reichen aus, mit neuen Versuchsreihen zu beginnen oder die weitere Entwicklung abzubrechen .

Natürlich reagieren die Versuchstiere, wie Ratten, Mäuse, Meerschweinchen, Katzen, Hunde, Schweine oder Affen nicht immer wie der Mensch. Auch kann eine Arznei-Substanz bei verschiedenen Tierarten durchaus voneinander abweichende Wirkungen hervorrufen. Sie kann im Organismus des Menschen anders wirken als im tierischen. Dennoch aber erlauben langjährige Erfahrungen und vergleichende Untersuchungsmethoden zwischen möglichem Risiko und erwartetem Nutzen des Arzneistoffes abzuwägen und schließlich abzuschätzen, ob der Arzt die Verantwortung für die erste praktische Anwendung des neuen Medikamentes am Menschen übernehmen kann.

Und ich möchte noch etwas zur Durchführung von Tierversuchen sagen. Diese sind nämlich nicht in das Belieben der pharmazeutischen Industrie gestellt. Welche Tierarten in welcher Zahl zur Klärung welcher Fragestellung herangezogen werden müssen, schreiben vielmehr in aller Welt die Arzneimittel-Gesetze sowie die darauf beruhenden Rechtsverordnungen, Richtlinien und nicht zuletzt die Gerichte vor. So wird z.B. im Paragraph 40 des Arzneimittel-Gesetzes die Prüfung eines neuen Arzneistoffes am Menschen davon abhängig gemacht, ob dieser zuvor sorgfältig und ausreichend am Tier geprüft worden ist. In den Richtlinien über die Prüfung von Arzneimitteln des Bundesgesundheitsministeriums ist der Rahmen für Tierversuche zur Sicherung der Anwendung eines neuen Stoffes am Menschen festgelegt. Hier wird beschrieben, welche Wirkungen und Risiken eines Wirkstoffes durch Tierversuche zu klären sind. Daneben gibt es noch die international verbindliche “Deklaration von Tokio”, die es Ärzten u.a. verbietet neue Arzneistoffe am Menschen anzuwenden, wenn sie sich nicht zuvor davon überzeugt haben, daß diese Stoffe am Tier ausreichend erprobt worden sind. Im Tierschutzgesetz ist schließlich geregelt, wann und unter welchen Bedingungen Tierversuche als zulässig anzusehen sind. Die wirksamste Barriere gegen den Mißbrauch von Tieren sind jedoch die Wissenschaftler in den Forschungseinrichtungen selbst. Kein normal empfindlicher Mensch ist übrigens bereit, unnötige Versuche durchzuführen, die für ein Tier schmerzhaft sind.

Nach dem gegenwärtigen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis wird es nicht möglich sein, in der Arzneimittel-Forschung auf das Tier zu verzichten. Möglich wird es nur sein, durch die Weiterentwicklung der Versuchsmethoden bei denen keine Tiere gebraucht werden, die Zahl der verwendeten Tiere laufend bis zu einer noch nicht absehbaren Grenze zu verringern. Vielleicht sollte ich noch das Ergebnis einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung durch das Emnid-Institut zu Tierversuchen anführen. 80 % der Bevölkerung bejahen Tiere in der Pharma-Forschung, 18 % sind dagegen, 2% wollen kein Urteil darüber abgeben.

Wenden wir uns wieder dem weiteren Entwicklungsweg von Arzneimitteln zu. Reinheit und Stabilität bei der Entwicklung der Substanz werden fortlaufend schärfsten Analysen unterworfen. Die Analytik hat u . a. den Auftrag, Substanzen oft in kleinsten Mengen nachzuweisen, sie zu charakterisieren, zu isolieren und ihre Molekülstruktur aufzuklären. Dies geschieht mit chemischen und physikalischen Methoden. Die Forschungsaufgaben in den Labors können daher nur mit äußerst leistungsfähigen Apparaten durchgeführt werden. Zum Beispiel mit einem Infrarot- , Kernresonanz- oder Massenspektrometer. Jede Phase eines Versuches wird lückenlos festgehalten und statistisch ausgewertet. Im Isotopen-Labor geben hauchdünne, sogenannte Ganzkörperschnitte von Ratten nach der Gabe einer radioaktiv markierten Substanz Auskunft darüber, wie der Wirkstoff im Organismus aufgenommen, verteilt, abgebaut und ausgeschieden wurde. Spezielle Versuchsanordnungen dienen dazu die Wirkung der Substanz noch intensiver zu erforschen. So können etwa mit Hilfe des Elektronen-Mikroskops feinste Strukturen sichtbar gemacht werden. Im Licht-Mikroskop läßt sich beispielsweise die Zellteilung verfolgen. Im Großraum-Isolator werden für spezielle Untersuchungen Mäuse und Ratten unter sterilen Bedingungen gezüchtet.

Parallel zu den vielfältigen Versuchen laufen die entsprechenden oft schwierigen Entwicklungsarbeiten der pharmazeutischen Technologen. Diese Wissenschaftler nennt man Galeniker. Ihre Aufgabe ist es, die jeweils zweckmäßigste Darreichungsform zu finden, damit überhaupt erst eine richtig dosierte Anwendung am Menschen möglich wird.

Ob nun ein Medikament als Tablette, Dragee, Kapsel, Lösung, Salbe oder Zäpfchen hergestellt wird, hängt von vielen Faktoren ab. So müssen z.B. günstig beeinflußt werden:  die Kompatibilität, d.h. die Verträglichkeit mit anderen Wirk- oder Hilfsstoffen,   das Verteilungsverhalten im Organismus,  die Lösungsgeschwindigkeit  oder die Stabilität (z.B. Lichtechtheit) .

Aber nicht nur die Darreichungsform, sondern auch die geeignete Verpackung wird in der Galenik entwickelt. Denn Behältnis und Umhüllung können für die Stabilität und damit den therapeutischen Wert eines Arzneimittels entscheidend sein. So muß hierbei besonders geachtet werden auf Lagerfähigkeit, Schutz vor Luftfeuchtigkeit,  Schutz vor Luft—Sauerstoff,  Lichtschutz sowie  Kompatibilität zwischen Verpackungsmaterial und Arzneimittel. Dazu gehört übrigens auch, die Entwicklung von kindergesicherten Verpackungen, um Kinder vor dem Mißbrauch sorglos aufbewahrter Arzneimittel zu schützen.

Arzneimittel sollen für Menschen wirksam sein. Deshalb müssen sie am Menschen auch auf Wirksamkeit geprüft werden, denn Prüfungen an Tieren ergeben immer nur die zunächst erforderlichen Grundaussagen hinsichtlich Wirksamkeit und Unbedenklichkeit. Diese Er gebnisse lassen sich aber nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen. Deshalb ist eine Prüfung in einer Klinik oder beim niedergelassenen Arzt unerläßlich.

Die Prüfung am Menschen erfolgt in mehreren Phasen. In der ersten Phase wird das neue Arzneimittel an gesunden Freiwilligen, sogenannten Probanden, erprobt. Um das Risiko möglichst klein zu halten, erfolgen diese Prüfungen in Kliniken unter strenger ärztlicher Überwachung und Kontrolle. Jeder Proband wird vor der Prüfung umfassend aufgeklärt und gibt seine Zustimmung schriftlich. Er kann seine Einwilligung jederzeit widerrufen. Vor, während und nach Verabreichung des neuen Arzneimittels wird der Proband umfassend untersucht.

Ist in der ersten Phase der klinischen Prüfung die unbedenkliche Arzneidosis gefunden worden, wird das neue Arzneimittel in der zweiten Phase an einer kleinen Zahl kranker Freiwilliger, den Patienten erprobt. Auch hier wird der Patient umfassend aufgeklärt und muß seine Zustimmung zu der Prüfung schriftlich erteilen. Nach Abschluß dieser klinischen Erprobung hat der Arzt die wirksame und unbedenkliche Arzneidosis an einer kleinen Zahl von Probanden und Patienten ermittelt. Erst jetzt erfolgt in einer dritten Phase die breite Anwendung des neuen Arzneimittels an einer immer größer werdenden Zahl von Patienten. Ich glaube sagen zu dürfen, daß sich Menschen, die sich für eine klinische Prüfung zur Verfügung stellen, unsere Hochachtung verdienen. Ohne solche Menschen wird es keinen Fortschritt in der Medizin geben.

Erst jetzt ist der Weg für die Zulassung beim Bundesgesundheitsamt in Berlin frei, die wiederum die Voraussetzung dafür ist, daß das Arzneimittel in den Handel gebracht werden darf. Alle wissenschaftlichen Prüfungsunterlagen sind einzureichen, denn Sicherheit und Wirksamkeit des neuen Medikamentes müssen bewiesen werden. Ist diese Zulassung beim Bundesgesundheitsamt erfolgt, sind ca. 8 bis 10 Jahre vergangen und Kosten von ca. 70 bis 90 Millionen DM entstanden. Bis zu diesem Zeitpunkt hat das pharmazeutische Unternehmen noch keine einzige Mark an diesem Medikament verdient.

Auf modernsten technischen Anlagen, die teilweise speziell entwickelt wurden, wird nun das Medikament hergestellt. Alle bei der Entwicklung eines Medikamentes aufgewandte Mühe wäre jedoch vergebens, würden nicht auch vor der Fertigung der Arzneiformen die Wirkstoffe und die Hilfsstoffe mit peinlicher Sorgfalt den verschiedensten Identitäts- und Reinheitsprüfungen unterworfen. Und auch während des gesamten Herstellungsvorganges und als fertige Produkte unterliegen die Arzneimittel einer strengen Kontrolle, vor allem der richtigen, gleichbleibenden Zusammensetzung. Bei Tabletten werden außer der Gleichmäßigkeit der Mischung u.a. das korrekte Gewicht, ihre Festigkeit, ihre Zerfalleigenschaften und der Feuchtigkeitsgehalt bestimmt. Injektionslösungen müssen z.B. frei von Schwebeteilchen und mikrobiellen Verunreinigungen sein; jede einzelne Ampulle wird darauf gewissenhaft geprüft. Zur laufenden Kontrolle der Fertigung gehören auch biologische und mikrobiologische Untersuchungen, wie der Pyrogen-Test, die Sterilitätsprüfung und viele andere Prüfungen mehr. Jedes neue Arzneimittel, das nach einem bestimmten Kontroll- und Freigabesystem die Fertigung und das Unternehmen verläßt, wird noch Jahre danach in Stichproben anhand zurückgehaltener Muster der Produktionseinheiten auf seinen Zustand und seine Qualität geprüft.

Arzneimittel mit einem Wirkstoff, der in der medizinischen Wissenschaft noch nicht allgemein bekannt ist, unterliegen nach ihrer Einführung übrigens automatisch einer laufenden ärztlichen Kontrolle durch eine dreijährige Verschreibungspflicht.

In diesem Zusammenhang darf ich vielleicht ein Thema ansprechen, mit dem wir Apotheker täglich konfrontiert werden. Sehr viele Medikamente sind ja rezeptpflichtig, d.h. der Apotheker darf sie nicht ohne ärztliche Verschreibung abgeben. Und auch auf privaten Rezepten dürfen rezeptpflichtige Mittel nur dann wiederholt abgegeben werden, wenn der Arzt einen entsprechenden Wiederholungsvermerk angebracht hat. Dies führt manchmal zu Konflikten zwischen Patient und Apotheker. Ein Patient dem zu seinem Ärger ein Medikament verweigert wird, sollte bedenken, daß der Apotheker hier eine große Verantwortung trägt und dies vorrangig dem Schutze der Gesundheit des Patienten dient.

Und auf noch ein Thema möchte ich im Zusammenhang mit der Herstellung von Arzneimitteln zu sprechen kommen, nämlich auf die Lagerung von Arzneimitteln. Grundsätzlich sollen Medikamente an einem kühlen Ort gelagert werden, der Kindern nicht zugänglich ist, am besten in einem abschließbaren Schränkchen. Bei nicht aufgebrauchten Packungen, die weiter verwendet werden können, empfiehlt es sich, das Kaufdatum auf der Packung anzubringen. Ebenso, für wen es aus der Familie verordnet wurde und gegen welche Krankheit. Arzneimittel mit aufgedrucktem Verfalldatum sollten nach Ablauf dieser Zeit ausgesondert werden. Sollen Medikamente vernichtet werden, ist es besser, sie einzeln in die Toilette zu werfen, als ganze Packungen auf den Müll zu geben, wo sie unter Umständen Schaden anrichten können, wenn sie gefunden und benutzt werden. Informieren Sie sich auf jeden Fall bei Ihrem Apothker, der Ihnen bei der Einrichtung einer Hausapotheke und auch bei der Vernichtung von Arzneimitteln behilflich sein wird.

Ich möchte nun zum Schluß kommen, obwohl es noch viel “rund um Arzneimittel” zu berichten gäbe. Leider würde das jedoch den Rahmen meines Referates sprengen. Ich hoffe jedoch, daß ich im Rahmen einer anschließenden Diskussion auf spezielle Fragen eingehen kann. Vielleicht noch ein dringender Appell: Nutzen Sie bei all Ihren Fragen und Problemen im Zusanunenhang mit Arzneimitteln das fachliche Wissen Ihres Apothekers. Er ist der Arzneimittel-Fachmann in Ihrer direkten Nähe. Der Umgang mit Arzneimitteln erfordert Informationen. Das Gespräch mit dem Apotheker verhilft Ihnen dazu. Ich wünsche mir, daß solche Gespräche zwischen Apotheker und Patient so oft wie möglich stattfinden.

Ich danke Ihnen für Ihr Interesse.

(Redaktion: Helmut Peters)