Schöner wohnen – besser wohnen

Über ökologische Bauweisen der Zukunft

Wenn es um das Wohnen der Zukunft geht, geistern viele Begriffe durch die Medien. Da ist vom „Nullenergiehaus“, vom „Passivhaus“ oder vom Niedrigenergiehaus“ die Rede. Da werden zig Varianten von sogenannten Öko-Häusern angeboten. Nur die wenigsten wissen, was sich hinter dem alles versteckt. Und gerade auch Häuslebauer, die an einer wirklichen ökologischen Bauweise interessiert sind, stehen oft ratlos da.

Die einzelnen Begriffe kann man im Prinzip auf einen einfachen Nenner bringen. Von wenig Energie, über Null Energie bis hin zum Energieüberschuss.

Das Niedrigenergiehaus ist einfach ein Haus, dass durch bestimmte Bauweisen und Technologien wenig oder nur kaum Energie nutzt. Der jährliche Heizwärmebedarf bezogen auf einen Quadratmeter beheizter Nutzfläche wird bei der Berechnung im allgemeinen als Bezugsgröße gewählt. Wichtig dabei das Zusammenspiel aller Komponenten, zu denen beispielsweise natürlich auch die Auswahl möglichst effizienter Haushaltsgeräte und Haustechnikkomponenten (Pumpen, Lüfter, etc.) zählen.

Das sogenannte Nullenergiehaus ist eine Fortentwicklung. Energiegewinnung und Energienutzung heben sich praktisch auf. Das Haus nutzt Energie sozusagen in einem eigenen Kreislauf. Alles, was an das Haus an Energie braucht, wird auch von ihm selbst produziert.

Das Passivhaus nicht zuletzt ist noch in weiter Zukunft. Hier soll das Haus mehr Energie gewinnen als es abgibt.  Anders: Das Gebäude ist mit so einem ausgezeichneten Wärmeschutz versehen, dass man kein Heizsystem braucht. Solaranlagen und andere Technologien sorgen für einen Energieüberschuss. Noch sind dafür viele Technologien und Bauweisen aber einfach noch nicht marktreif oder zu teuer.

Niedrigenergiehäuser sind praktisch heute der Stand der Technik beim energiesparenden Bauen. Die erforderlichen Mehrinvestitionen für wirtschaftlich sinnvolle Einsparmaßnahmen liegen inter 100 DM/m2. Mit der avisierten Energiesparordnung 2000 wird das Niedrigenergiehaus für den Neubau sicherlich auch zur Regel.

Wurde bislang über Niedrigenergiehäuser nur für den Bereich des Ein- und Zweifamilienhauses geredet, so wird das Thema auch mehr und mehr für Mehrfamilienhäuser wichtig. Bisher wurde der Einsatz energiesparender Techniken im Mehrfamilienhaus nur wenig beachtet, obwohl hier ein großes Energiesparpotential besteht. Insbesondere in Ballungsgebieten wohnt der überwiegende Anteil der Bevölkerung in Mietwohnungen. Im Gegensatz zum Ein- oder Zweifamilienhaus sind die späteren Bewohner jedoch größtenteils nicht gleichzeitig auch die Investoren der Baumaßnahme. Finanzielle Mehraufwendungen für energiesparende Maßnahmen lassen sich in diesem Bereich also nur dann umsetzen, wenn sie auch über Mieteinnahmen refinanzierbar sind.

Vom Bund geförderte Musterbauvorhaben, wie beispielsweise ein Mehrfamilienhausprojekt in Mannheim-Sandhofen, zeigen, dass mit einer Kombination von aufeinander abgestimmten Maßnahmen, wie z.B.   verbesserter Wärmeschutz der Gebäudehülle und Lüftungsanlagen mit oder ohne Wärmerückgewinnung (WRG), ein Heizbedarf von unter 40 kWh/m2 erreicht werden kann.

Das 2 1/2 geschossige Mehrfamilienhaus in diesem sogenannten Feldversuch in Mannheim wurde als öffentlich geförderter Wohnungsbau errichtet. die beheizte Wohnfläche beträgt 777 m2. Neben einem erhöhten Wärmeschutz integriert das Gebäudekonzept Wohnungslüftungsanlagen mit und ohne Wärmerückgewinnung (WRG) sowie eine Anlage zur solaren Brauchwasseraufbereitung.

Neben der Bewertung der Lüftungsanlage war es Ziel des Vorhabens, den Niedrigenergiehausstandard unter einer bestmöglichen Kosteneffizienz zu realisieren. Um Aussagen über die Zufriedenheit der Bewohner zu erhalten, wurde zum Thema Wohnungslüftung, Heizungs- und Warmwasserversorgung 3 Jahre nach Bezug eine Befragung der Mieter durchgeführt. Die Bewohner bewerten die Luftqualität sehr unterschiedlich. 60% sind der Meinung, dass für eine ausreichende Belüftung die Fenster geöffnet werden müssen. 

Die Lüftungsanlage bewerten alle Mieter als zusätzlichen Komfort, obwohl einige Haushalte die Lüftungsanlagen zeitweise oder komplett abgeschaltet haben. Die gewünschten Raumlufttemperaturen liegen mit 21 bis 24 Grad Celsius über den Temperaturen, die für die Berechnung des Heizwärmebedarfs zu Grund gelegt werden. Den Wohnkomfort in einem Niedrigenergiehaus empfinden alle Mieter als sehr angenehm; insbesondere niedrige Heizkosten, gleichmäßig temperierte Raumumschließungsflächen sowie keine Außengeräusche wurden hervorgehoben. Insgesamt zeigte die Untersuchung, dass sich für die Vermieter von Niedrigenergiehäusern ein Marktvorteil gegenüber Eigentümer von konventionell errichteten Wohngebäuden ergibt.

Ökologisches und energiesparendes Bauen wird auch in Zukunft – gleich unter welchem Begriff – einen hohen Stellenwert aufweisen. Wo Energie auf Sicht teuer werden wird, wird man auch versuchen, dies technologisch auf eine preiswertere Ebene zu schieben.

Auch alte Bauweisen kommen dabei in unserer modernen Zeit durchaus wieder zu ihrem Recht. Lehmhäuser erleben in bestimmten Gegenden beispielweise wieder eine Renaissance. Sie sind wohngesund und eine wirklich durch und durch sinnvolle ökologische Alternative. Lehm ist sicherlich ein höchst ungewohnter Baustoff in unserer heutigen Zeit. Jedoch strahlt Lehm eine besondere Behaglichkeit und Wärme aus. In Verbindung mit modernen Energiespartechniken sind Lehmbauten für ein natürliches Lebensgefühl sicherlich eine tolle Sache. Doch tolle Sachen sind dabei auch nicht ganz billig.

Schöner wohnen – besser wohnen? So wie die Welt werden sich auch Häuser und Wohnungen im Laufe der Zeit immer wieder verändern.  Alte  Technologien werden durch neue ersetzt. Alles ist ständig im Fluss- auch beim Bau von Häusern.

Redaktion: Helmut Peters