Es kann nur einen geben!

Wie schottisch ist der Dudelsack?

Wer an Schottland denkt, hat die einmalige, wunderschöne Landschaft vor Augen, den Whisky auf der Zunge und den Klang des Dudelsacks im Ohr.  Für viele Schottlandurlauber ist der Dudelsack quasi das Nationalinstrument Schottlands schlechthin. Wissen sollte man dabei, dass der Dudelsack zunächst einmal eine Sackpfeife ist und schon mal gar nicht in Schottland erfunden wurde. Es gibt auch nicht den Dudelsack an sich, sondern allein in Europa rund 180 verschiedene Ausprägungen.

Die Fachleute sind sich nicht ganz einig, ob der Dudelsack nun aus Indien, Persien oder China stammt.  Auf jeden Fall ist der Dudelsack international. Dudelsäcke gibt es seit frühesten Zeiten in Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Polen und Spanien sowie auf dem Balkan und in Skandinavien. Aber auf welchem Weg gelangte der Dudelsack nach Britannien? Offenbar mit den Kelten, die etwa um 500 v. u. Z. auf ihren Wanderungen eine Art Dudelsack ins Land brachten. Zahlreiche englische Grafschaften besaßen schon früh eigene charakteristische Formen des Dudelsacks, was auch auf Schottland zutraf.

Der Dudelsack der schottischen Highlands (Scottish Highland Bagpipe) ist der prominenteste Überlebende einer Familie schottischer Dudelsäcke. Zu den schottischen Dudelsäcken zählen außerdem die Scottish Lowland Pipes und die Scottish Smallpipes. Der einzige noch existierende englische Vertreter dieser Instrumente ist die Northumbrian Bagpipe. Ihr sanfter Ton liegt klanglich zwischen dem einer Klarinette und dem einer Oboe. Anders als der Dudelsack der schottischen Highlands haben die drei letztgenannten Dudelsäcke einen kleineren Balg, den der Spieler nicht mit Atemluft aufbläst, sondern mit dem Arm auseinander zieht und zusammendrückt, um ihn mit Luft zu füllen.

Der Dudelsack gehört zu den Aerofonen Instrumenten, den Lufttönern, bei denen der Ton durch direkte Schwingungsanregung der Luft erzeugt wird. Dies geschieht mit Hilfe von innenliegenden Holz Rohrblättchen, die durch einen konstanten Luftstrom aus dem Sack des Instruments zum Schwingen gebracht werden. Früher bestand dieser Luftsack aus Schafhaut, heute fertigt man ihn aus Leder, Gummi oder anderen synthetischen Materialien. Die Flöten-Röhren des Dudelsacks waren ursprünglich aus Knochen oder Elfenbein, heute werden sie aus Hartholz hergestellt.

Doch wie wird dieses Instrument denn eigentlich gespielt? Nun, entweder mit dem Mund oder dem Blasebalg wird Luft in den Sack gepumpt. Dort wird so ein lang anhaltender Ton erzeugt, während der Dudelsackspieler Luft holt und damit mehrere Töne auf einmal erzeugen kann. Der ursprüngliche schottische Dudelsack hatte nach Expertenmeinung nur eine Basspfeife. Zwischen Mitte und Ende des 16. Jahrhunderts kam noch eine zweite und später sogar dritte Basspfeife hinzu. Diese drei Bordunpfeifen werden auch „Drones“ genannt.Obwohl der schottische Great Highland Dudelsack und der irische Uilleann Dudelsack die bekanntesten Ausprägungen dieser Instrumentenfamilie sind, gibt es noch viele weitere Varianten, die in Europa, Nord Afrika, am Persischen Golf und auch im Kaukasus verbreitet sind. Allein in Europa werden die verschiedenen Arten des Dudelsacks auf etwa 180 geschätzt.

Übrigens ist der Dudelsack wahrscheinlich das einzige Musikinstrument, das jemals als Waffe verboten wurde. Als die Engländer Schottland endgültig unterworfen hatten, verboten sie nicht nur die gälische Sprache, den Kilt und das schottische Breitschwert, sondern auch den Dudelsack. Der galt als Kriegswaffe, denn keiner der damaligen Clans zog ohne einen Dudelsackspieler in den Krieg. Ein klein wenig ist das auch heute noch, denn wer kann sich schon eine schottische Militärkapelle ohne Dudelsackspieler vorstellen?