Wilhelm Röttges

Zu den Persönlichkeiten, die über den Wohnort KIiedbruch hinaus zu allgemeinem Ansehen kamen, gehörte der Bildhauer Wilhelm Röttges (1879-1960).

Seine Jugend verlebte er in Hüls. Er wuchs mit fünf Geschwistern auf, die ihm gleich musikalisch begabt waren und zu künstlerischen Berufen kamen. Für Wilhelm, bei dem sich früh gestalterische Talente regten, lag der Besuch der Krefelder Kunstgewerbeschule nahe. Daran schloß sich ein Akademiestudium in Düsseldorf.

Was weiter? Unmittelbar nach der Akademie hätte er es schwer gehabt, als frei schaffender Künstler so bald zu einem Lebensunterhalt zu kommen. Also wandte Röttges sich zunächst dem Stuckhandwerk zu, tat sich mit einem Teilhaber zusammen und hatte die Genugtuung, künstlerische Impulse in ein florierendes Stuckgeschäft einfließen zu lassen.

Karl Buschhüter baute Röttges das noch erhaltene Haus Kliedbruchstraße 71. Die Zusammenarbeit mit dem eigenwilligen Baumeister vertiefte sich zu freundschaftlichen Kontakten zwischen dem Kliedbruchhaus und Dürerheim.

Mit der Zeit empfand Röttges die strenge Einbindung in einen Erwerbsbetrieb als Belastung. 1910 vertauschte er den Beruf des Kaufmanns mit dem eines frei tätigen Bildhauers. Nun konnten sich seine schöpferischen Kräfte entfalten. Röttges arbeitete in Ton, Keramik, in Stein, Holz und Bronze. Er schuf Muschelkalkskulpturen am Gymnasium Moltkeplatz und in den Krankenanstalten. Aus seiner Werkstatt gingen Ehrenmale in Kirchen und auf Friedhöfen hervor. Viele Krefelder Häuser verdanken ihm ornamentalen Schmuck.

Ich sehe den Meister noch vor der Dionysiuskirche stehen – grauer Vollbart, Mütze, weißer Kittel – und mit Schlegel und Meißel das Relief aus dem Stein schlagen, das dem Gedenken an das Goldene Jubiläum des Prälaten Schwamborn gewidmet ist.

Das Kliedbruch wurde unserem Meister zum naturnahen Lebensraum. Zu weiten Reisen, nach Süddeutschland oder Italien, verstand er sich nur, wenn sie in sein künstlerisches Konzept paßten. Die Seinen ließ er wie selbstverständlich an seinem Schaffen teilhaben. Noch heute bestimmen die vom Vater geschaffenen Kunstwerke aus Holz, Stein oder Bronze die Atmosphäre im Hause an der Kliedbruchstraße.

Redaktion: Helmut Peters

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