Karl Buschhüter

Von dem in Krefeld gebürtigen Architekten Karl Buschhüter (1872 – 1956) zeugt im Stadtbild noch eine ganze Reihe mehr oder weniger verfremdeter Bauten. Dem Kliedbruch war er auf besondere Weise verbunden. Er entwarf hier die verschiedensten freistehenden niederrheinischen Landhäuser. Nicht zuletzt ist sein Name mit dem 1904 entstandenen, 1961 abgetragenen Künstlerheim des Dürerbundes, Moerser Straße 700, verknüpft.

Buschhüter war ein ungewöhnlicher Mann, der sein baumeisterliches Schaffen als Beitrag zu einer Lebensreform verstand. Er bemühte sich von Jugend auf um eine Geschichte und Zeitgeist umfassende Gesamtschau des Daseins. 

In streitbaren Schriften vertrat er seine gesellschaftskritisch ausgerichtete Lehre von einer deutschen Baukunst. Otto Brües billigte ihm den Rang eines Kulturphilosophen zu. Die Leute auf der Straße sprachen wenig von Buschhüters Wirken und Wollen, um so mehr von seinen wallenden Haaren, von seiner wandervogelhaften Kleidung und der dichten Hecke, die sein Dürerheim umgab.

Der Vordenker einer neuen Lebensform scheute sich nicht, aus der Hingabe an die Natur unbequeme Folgerungen zu ziehen. Die Ziegel zum Bau des eigenen Hauses brannte er aus dem an Ort und Stelle gegrabenen Ton. 

Für das Natürliche hatte er ein untrügliches Gefühl: für das Treiben der Bienen, für den Wuchs des Holzes, das Bild der Landschaft, den Charakter der Menschen. Gelehrte auf dem Katheder und Blumen in Töpfen und Vasen waren ihm in der Seele verhaßt.

Unter Buschhüters Krefelder Bauten waren das Bankhaus Frank auf dem Ostwall, der Praaßhof im Forstwald, die Fabrik Gompertz am Grünen Dyk, das Winselmannhaus auf dem Nordwall und das Haus Westwall 124 die bedeutendsten. Doch bestand Buschhüters Schaffen zu einem wesentlichen Teil aus Entwürfen, die nicht in die Wirklichkeit traten, weil Unverstand hineinredete oder die Mittel nicht reichten. Dieses Schicksal teilte er mit anderen großen Baumeistern: Architektur, die nicht gebaut, Literatur, die nicht gedruckt wurde.

Aufsätze, Flugblätter und Streitschriften nahmen in Buschhüters Alltag breiten Raum ein. Auch als Schriftsteller suchte er Form und Inhalt zu verschmelzen. Einige Blätter von seiner Hand gelten als Kunstwerke. Doch wirkte seine Gradlinigkeit oft verletzend. Aus seinen Schriften könnte man ein Vokabular von Schimpfwörtern zusammenstellen.

Das Dürerheim blieb Buschhüters einziger Besitz. Schon in den Jahren, als er noch im fremden Auftrag arbeitete, war er nicht auf Rosen gebettet, weil das Heim und die Schriften die Früchte seiner Arbeit als Baumeister verschlangen. In den dreißiger Jahren waren die Kuh im Stall und das Obst aus dem Garten zeitweise sein einziger Unterhalt. 

1947 bot er noch einmal seine ganze Kraft auf, die Reste seiner zertrümmerten Zuflucht durch eine Betondecke zu sichern. Einsam, seinem Garten lebend, starb er dort im biblischen Alter von 84 Jahren.

Redaktion: Helmut Peters

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