Vorne weiß und hinten gelb
Was uns englische Kfz-Kennzeichen verraten

Schon vor dem Brexit war im Vereinigten Königreich manches anders als anderswo. An dieser Stelle wollen wir aber mal nicht über britische Tradionen und Eigenarten reden, sondern über ganz profane Kfz-Nummernschilder. Die sind nämlich in Great Britain vorne weiß und hinten gelb. Wer das nicht weiß, identifiziert oft genug das englische Auto vor sich als niederländisches Fahrzeug. Auch die Buchstaben-Zahlen-Kombinationen sind anders aufgebaut als beispielsweise in Deutschland. Versuchen wir also mal das Rätsel zu lösen.

Schuld sind nur die Blitzer

Schuld für die unterschiedlichen Farben des vorderen und hinteren Nummernschildes sind eigentlich die englischen Blitzanlagen. In England kann – anders als in Deutschland – auch von hinten geblitzt werden. Dabei reicht das alleinige Kfz-Kennzeichen aus, da der Fahrzeughalter immer für die Strafe aufkommen muss – egal ob er vorne am Steuer des Fahrzeugs saß oder nicht. Weil die gelbe Farbe auf den Nummernschildern das Licht nicht so stark reflektiert wie das weiße, lässt sich das Kfz-Kennzeichen wesentlich besser lesen und auswerten. Deswegen also sind die hinteren Nummernschilder in England gelb, einfach, weil dadurch besser geblitzt werden kann und in jedem Falle der Fahrzeughalter für den Verkehrsdelikt verantwortlich gemacht werden kann – auch wenn ihm dies durch ein Photo des Fahrers nicht bewiesen werden kann.

Eine lebenslange Nummer

Eine individuelle amtliche Kennzeichnung müssen Kraftfahrzeuge im Vereinigten Königreich erst seit 1904 tragen. Seit 2001 wird das Kennzeichen nach neuem System zugeteilt. Es ist regelmäßig fahrzeuggebunden, bleibt also (von Ausnahmen abgesehen) nach Standort- oder Halterwechsel lebenslang beim Fahrzeug. Zunächst einmal setzen sich Nummernschilder in England aus einer Zahlen-Buchstaben-Kombination zusammen. Die ersten beiden Buchstaben stehen für den Herkunftsort des Fahrers bzw. des Fahrzeughalters. Ähnlich wie in Deutschland wird an der zweistelligen Buchstabenkombination also deutlich, ob das Fahrzeug in London (LA), Brighton (AP) oder zum Beispiel in Oxford (BW) zugelassen ist. Die ersten beiden Buchstaben nennt man demnach den „Herkunftscode“ des Fahrzeughalters. Der Code gibt dabei aber nur den Ort der Erstanmeldung an.

Die darauf folgende Zahlenkombination aus zwei Ziffern gibt Aufschluss über die Erstzulassung des Fahrzeugs. Die Zahlen 02-49 stehen immer für die erste Jahreshälfte des angegebenen Jahres, die Zahlen 51-99 für die zweite Hälfte im Jahr. Der Jahrescode wechselt jeweils am 1. März und 1. September. Dabei wird bis zum 28./29. Februar das Vorjahreskennzeichen + 50 verwendet, und analog dazu bis zum 31. August die zweistellige Jahreszahl.Zu guter Letzt folgt erneut eine dreiteilige Buchstabenkombination, die zur eigentlichen Identifikation des Fahrzeughalters dient. Die sogenannte Unterscheidungsbuchstabengruppe wird fortlaufend vergeben und aus allen Buchstaben des Alphabets außer I, Q und Z zusammengesetzt. Ein Q an erster Stelle bedeutet, dass das Fahrzeug von Grund auf verändert wurde, also beispielsweise die Optik gegenüber der bei Erstzulassung erheblich verändert oder das Auto nach einem Totalschaden wieder aufgebaut wurde. Es gibt auch Wunschkennzeichen, die nicht an den jeweiligen Zulassungsbesitzer gebunden sind. Deshalb gibt es einen schwunghaften Handel mit diesen Nummern. In Nordirland wird übrigens ein abweichendes Kennzeichensystem verwendet.