HiCom: Ihr Einsatz bitte

Deutschlands modernste Notrufzentrale bei der Feuerwehr in Krefeld installiert

Deutschlands modernste Notrufzentrale schlug bei der Krefelder Feuerwehr im wahrsten Sinne des Wortes wie ein Blitz ein. Nicht nur wegen der modernsten Technik, die überhaupt derzeit zur Verfügung steht und ebenfalls nicht aufgrund der Tatsache, dass im Zeichen knapper kommunaler Kassen, Krefeld ausgerechnet in moderne Kommunikationstechnologie investierte.

Nein, es war schon ein wirklich leibhaftiger Blitz, der 1993 die alte Anlage der Feuerwehr-Leitstelle in Krefeld an der Florastraße teilweise lahm legte. Ansonsten würde sicherlich heute noch mit der alten Anlage gearbeitet. Doch was auf den ersten Blick gerade die Feuerwehr unglücklich traf, wurde im nachhinein zu einem wahren Glück für schnelle, unkomplizierte und zeitgemäße Kommunikation, wie sie gerade ein “Unternehmen” wie die Feuerwehr heute benötigt.

Schnelle Kommunikation und schnelle Information sind im Notfall am meisten gefragt. Je eher die Helfer im Unglücksort sind, je detaillierter sie über das Geschehen informiert und unterrichtet sind, je gezielter kann geholfen werden. Doch gerade in dieser Hinsicht arbeiten viele Feuerwehr-Leitzentralen praktisch immer noch in “kommunikationstechnischer Steinzeit”. So auch bei der Krefelder Feuerwehr, ehe dort moderne digitale Technik ihren Einzug hielt. Die alte Technik in den großen Schaltkästen im Keller leistete zwar brav ihren Dienst und war dennoch kaum mehr den Anforderungen einer modernen Feuerwehr gewachsen. Dazu sollte man sich zunächst die Aufgaben einer Einsatzleitzentrale vor Augen führen.

Viele Aufgaben erfordern einfach moderne Technik

Bei außergewöhnlichen Ereignissen, wie zum Beispiel bei Verkehrsunfällen, Feueralarmen oder sogar Katastrophen ist in der Regel nicht nur die Feuerwehr gefragt, sondern auch fremde Hilfe in vielfältiger Art notwendig. Das reicht zum Beispiel vom Notarzteinsatz, Krankentransport, der Hubschrauberrettung bis hin zum Abschlepp- und Straßendienst und geht bis hin zur Identifizierung von chemischen Stoffen über die Anfrage bei entsprechenden Stellen. Bisher mußten dazu zunächst vom nächsten Telefon aus – auch über Funktelefone -, die allgemein bekannten Notrufnummern von Polizei, Feuerwehr, Krankenhaus, etc. angewählt werden. Von der jeweiligen Leitstelle wird dann der Notruf von einem sogenannten Dispatcher, also dem zuständigen Mitarbeiter in der Leitstelle, entgegengenommen. Dieser muß nun zunächst versuchen, sich ein möglichst genaues Bild des gemeldeten Ereignisses zu machen. Der Dispatcher muß auch die Lage beurteilen und auch entsprechende Maßnahmen einleiten.

So muß z. B. bei der Meldung eines Brandes in der Einsatzleitstelle einer Feuerwehr unterschieden werden, ob ein kleines Holzhaus brennt oder ob ein Hochhaus betroffen ist, ob Gefahrgut gelagert ist (Explosionsgefahr), ob Bevölkerungsalarme oder gar Evakuierungen durchgeführt werden müssen usw. Abhängig vom Einsatzfall muß der Dispatcher nach seiner Entscheidung unterschiedlichste Aktivitäten einleiten.

Jede Aktivität, jede Alarmierung, erfordert dabei den Zugriff auf umfangreiche Informationen in Datenbanken mit Adressen, Rufnummern, Entfernungsangaben zum Unglücksort, Verkehrswege zum Unglücksort (z.B. müssen aktuelle Informationen über Baustellen auf Zufahrtsstraßen vorliegen) und dergleichen. Die Möglichkeit des direkten Zugriffs auf eine für diesen Informationsbedarf zugeschnittenen Rechner ist dafür unumgänglich. Alle Aktivitäten und Einsatzhinweise müssen automatisch protokolliert werden. Daneben sind zusätzliche elektronische Protokollnotizen zu erstellen und nach Beendigung des Einsatzes ein kompletter Abschlußbericht zusammenzustellen.

Schnelle Kommunikation ein unbedingtes Muß

All das wäre für eine moderne Einsatzzentrale ein unbedingtes Muß. Doch in der Praxis sieht so manches anders aus. So auch bisher in Krefeld. Viele wichtige Informationen konnten einfach so nicht weitergegeben werden, da nicht direkt durchgewählt. sondern mühsam neu Verbindungen aufgebaut werden mußten. Eine automatische Protokollieren der Anrufe gab es nicht. Die Schnelligkeit leidete unter der Schwerfälligkeit des technischen Systems, bei dem jeder Anruf von Hand aufgebaut werden mußte. Notwendige Informationen – wie zum Beispiel über Gefahrenstoffe – mußte man ebenfalls von Hand nachblättern oder bei anderen Institutionen erfragen.

Hicom-Lösungen für ganz spezielle Fälle

Dank dem Blitzeinschlag ist nun Krefelds Feuerwehr schneller und flexibler. Das dahinter wiederum eine spezielle Siemens Hicom-Lösung steht braucht man Fachleuten sicher nicht zu sagen. Die Lösung besteht dabei grundsätzlich aus einer Kombination von Sprachkommunikation mit Rechnerunterstützung. Abhängig vom Anwendungsfall sind dafür folgende Komponenten erforderlich:

– ein TK-System Hicom 300 als Notrufabfragezentrale, mit direkten Leitungen zu anderen hilfeleistenden Stellen (Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Krankenhäuser, usw.);

– Funkanlagen, Funkabfrageplätze und Funkvermittlungen für die Kommunikation mit den Einsatzfahrzeugen;

– Sprachaufzeichnungsgeräte zur Dokumentation der Hilfeanforderungen und der Maßnahmen;

– Einsatzleitrechner zur Unterstützung bei allen Entscheidungen und Maßnahmen, sowie für Einsatzprotokollführung;

– Gefahrenmeldeanlagen für Einbruch, Feuer usw.;

– Wachalarmierungsanlage für Alarmierung von Einsatzpersonal, Einsatzvorbereitung; Leitstellentische zur bedieneroptimierten Integration aller Komponenten.

Notrufabfragezentrale mit Hicom 300

Eine Notrufabfrageanlage mit Hicom 300 als Kommunikationslösung für Einsatzleitzentralen besteht im wesentlichen aus dem Grundsystem Hicom 300 als TK-Anlage, und dem ISDN-Anwenderpaket Hicom Dispatcher 300. Dieses ergänzt das TK-System um die anwendungspezifischen Leistungsmerkmale, wie sie die unterschiedlichen Einsatzleitstellen zur Unterstützung bei der Bearbeitung von Einsatzfällen benötigen. Hicom 300 Dispatcher bietet individuell konfigurierbar

– bis zu 120 Arbeitsplätze, gruppierbar nach Notruf-, Funkabfrage- und Einsatzleitplätzen;

– direkten Zugriff auf bis zu 240 Leitungen je Arbeitsplatz;

– Arbeitsplätze mit LCD-Tasten oder als Touch Screen, steckerkompatibel (Tasten individuell nutzbar als Funktions-, Leitungs- oder Zieltasten, alle LCD-Tasten beliebig elektronisch beschriftbar);

– Kurz- und Langzeit-Sprachaufzeichnung ( analog oder digital);

– variable, digitale Konferenzen für max. 20 Teilnehmer bzw. Leitungen, mit einem Tastendruck;

– netzweites Aufschalten auf belegte Leitungen/Teilnehmer innerhalb Hicom 300 Netzen;

– netzweites Trennen von Verbindungen innerhalb Hicom 300 Netzen;

– Ausschluß von Besetztfällen durch Prioritätswahl;

– Paßwort je Benutzer;

– Computeranbindung;

– Programmierung je Arbeitsplatz von

– Tasten- und Display-Kontrast,

– Lautstärke von Hörern und Lautsprechern,

– Lautstärke, Melodie und Rhythmus des Tonrufs je Taste zur zusätzlichen akustischen Unterscheidung der Anrufe,

– 1024 Zielen je Arbeitsplatz im elektronischen Telefonbuch,

– Leitungsparametern und Funktionstasten.

Hicom Dispatcher wird direkt in das Hicom-System integriert. Es können bis zu 120 Endgeräte in einer Einsatzleitzentrale betrieben werden. Dabei kann jedes Endgerät Zugriff auf bis zu 240 Leitungen aller Art haben. Neben Amtsleitungen zu externen Hilfsorganisationen können alle Typen von Leitungen sowie Funküberleitungen genauso erreicht werden wie kurzfristig geschaltete Standleitungen. Selbstverständlich stehen auch für diese Arbeitsplätze alle ISDN-Leistungsmerkmale des TK-Anlagen Verbundes, wie z.B. Anzeige des rufenden Teilnehmers (je nach Verbindungswegen Rufnummer, bzw. Rufnummer und Name) zur Verfügung. Alle Schnittstellen entsprechen der CCITT-Empfehlung G.703.

Für den Betrieb von Einsatzleitstellen können auch weitere Leistungsmerkmale und Services kombiniert werden, wie z.B.:

– Voice Mail Service mit Ansagediensten,

– Automatische Anrufverteilung (ACD), – Rechnerkopplungen (PABX and Computer-Teaming)

– Video-Kommunikation und Videoüberwachung.

Die speziellen Arbeitsplätze (TRADEBOARD) gibt es in zwei Ausführungen, die absolut steckerkompatibel sind: Das TRADEBOARD LCD mit 40 LCD-Tasten, einem 8-zeiligen Display und zwei Handapparaten als Tisch-oder Einbaumodell. Es lassen sich bis zu 10 Ebenen programmieren, wobei jede der 10 x 40 virtuellen Tasten (die LCD -Beschriftung ändert sich bei Wechsel der Ebene) unterschiedlich benutzbar (Funktions-, Leitungs- oder Zieltaste ) und beschriftbar ist. Über Erweiterungsmodule lassen sich bis zu 820 Tasten konfigurieren. Das TRADEBOARD Touch Screen verfügt über einen berührungssensitiven Farb-LCD-Bildschirm. Es läßt sich als Einbau- oder Tischgerät (über Kugelgelenk schwenkbar) einsetzen. Auch hier stehen pro Ebene 40 Tasten, insgesamt also 400 Tasten zur Verfügung.

Ohne effiziente Funkverbindungen geht es nicht

Ein wesentlicher Bestandteil von modernen Einsatzleitstellen sind Ieistungsfähige und effiziente Funkvermittlungen mit bedienerfreundlichen Funkabfrageplätzen. Siemens hat darum eine Funkanschaltung entwickelt, die zusammen mit der Dispatcher-Einrichtung einen äußerst komfortablen Funkabfrageplatz ergibt.

Durch die Kombination von Funkanschaltung, Notrufanlage und Hicom System wurde auch ein besonders kostengünstiges Konzept für die Abfrage und Vermittlung von Funkgesprächen geschaffen, so daß die bisher üblichen, getrennt von Notrufabfrageplätzen arbeitenden Funkabfrageplätze entfallen können, sich aber nach Bedarf selbstverständlich realisieren lassen.

Ebenso lassen sich Zusatzgeräte (z.B. Funkmeldesysteme, Fünftongeber, Fünftonauswerte- und Sprachverschleierungsgeräte) problemlos anschalten. Die vollständige Erfassung aller Funkgespräche kann bedarfsweise über die Dokumentationseinrichtung am Dispatcherplatz erfolgen.

Digitale “Anrufbeantworter” für den Notfall

Für eine digitale Sprachaufzeichnung in Einsatzleitstellen, aber auch für andere Einsatzbereiche bietet Siemens mit DataVoice einen digitalen Sprach- und Datenspeicher für eine lückenlose und gesicherte Nachrichtendokumentation. DataVoice steht für eine neue Generation digitaler Aufzeichnungsgeräte zur komfortablen Aufnahme, Wiedergabe und Kommentierung beliebiger Sprach- und Nachrichtensignale. Der Einsatz dieser Komponente empfiehlt sich besonders, wenn wichtige Gesprächsinhalte aus gesetzgeberischer Sicht oder für eine sichere, nicht manipulierbare Beweisführung dokumentiert werden müssen.

Die wichtigsten Leistungsmerkmale von DataVoice sind:

– schneller Zugriff auf gespeicherte und archivierte Informationen;

– Datensicherheit über Paßwortschutz und Logbuch;

– konfigurierbare Aufzeichnungsparameter (z. B. Sprachsteuerung, Gesprächsdauer );

– intelligente Archivierfunktionen (über Speichermedien DAT und MOD);

– Langzeitspeicher (DAT-Recorder) bis max. 700 Stunden;

– freie Kommentierung von Aufzeichnungen über leistungsfähigen Texteditor;

– Filterfunktion zum schnellen Auffinden gesuchter Aufzeichnungen;

– automatische Zuordnung von Startzeit, Gesprächsdauer, verfügbaren Statusdaten;

– Datenrate der Kodierung mit 64, 32, 24 und 16 kbit/s möglich.

Unverzichtbar: Einsatzleitrechner zur Dispatcher-Unterstützung

Für die Einsatzunterstützung in den Bereichen Brand- und Katastrophenschutz sowie als spezielle DV-Lösung für Feuerwehren und Rettungsdienste sind Einsatzleitsysteme unverzichtbar. Ein Beispiel hierfür ist das System X/FIRE von Siemens Nixdorf (SNI), daß alle notwendigen Partner umfassend unterstützt. Das System bietet zum Beispiel Schnittstellen zur Zusammenschaltung mit der Hicom 300 Notruf-Anlage, erlaubt umfangreiche Alarmierungsprogramme, unterstützt eine Nachalarmierung, ermöglicht die Führung von Fahrzeug-Zustandsanzeigen, hilft bei der Einsatzbearbeitung, Statistikerstellung, Einsatzberichterstattung, etc., enthält Auskunfts- und Informationssysteme (Kfz-Daten. Tagebuch, Bettennachweis) und vieles andere mehr.

Über verschiedene Schnittstellen können z.B.auch Funkmeldesysteme, Wachalarmierungsanlagen und weitere Peripherieeinheiten leicht verbunden werden. Mit dem Zusatzmodul X/-FIRE-G lassen sich u.a. Lage und Umgebung des Einsatzortes aufzeigen oder der Anfahrtweg ermitteln. Es besteht auch die Möglichkeit der Anbindung eines Positionierungssystems GPS (global positioning system) zur aktuellen Standortermittlung von Einsatzfahrzeugen.

Alles in einem System

Die innovative Siemens-System-Technnik bietet aber noch mehr. Gefahrenmeldeanlagen für Einbruch oder Feuer sind in die Leitstellentische grundsätzlich integrierbar, sofern nicht der Umfang und die Größe eines Meldesystems einen eigenen Uberwachungsplatz sinnvoll und erforderlich macht. Auch Wachalarmierungsanlagen sind integrierbar. Sie dienen im Einsatzfall der Einsatzunterstützung durch Alarmierung des Einsatzpersonals, steuern aber auch einsatzbedingte Funktionen wie Rolltore, Ampeln, Lautsprecherdurchsagen, Herdabschaltungen usw.

Damit der Notruf kein Notfall bleibt

Mit HiCom und den anderen Systemkomponenten von Siemens und Siemens Nixdorf können Feuerwehren, wie z.B. die aus Krefeld, auf ein sehr flexibles, universell ausbaubares und extrem wirtschaftliches Konzept setzen. Das gilt sowohl für komplette Einsatzleitstellen, als auch für einzelne Komponenten des Systemkonzepts. Alle Komponenten entsprechen hinsichtlich technischem Konzept, Technologie und Leistungsfähigkeit dem letzten technischen Stand und erfüllen natürlich die einschlägigen Standards des deutschen und europäischen Marktes.

Was speziell die Krefelder noch an ihrer neuen Anlage so begeistert? Sie ist extrem kompakt und benötigt nur sehr wenig Raum. So konnte denn auch der Umstieg auf die moderne Digitaltechnik ohne Probleme zweigleisig erfolgen.

Die Hektik im Einsatzfall ist den Krefelder Feuerwehrleuten geblieben. Die Arbeit ist jedoch schneller, leichter und wesentlich effizienter. Die Betroffenen eines Notfalls werden davon sicherlich kaum etwas bemerken. Sie sind froh, wenn die Hilfe dank HiCom schnell da ist.

Redaktion: Helmut Peters